Jean-Lurçat-Museum Eppelborn
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Harlekins Maskerade

Eines der wichtigsten Gemälde des großen französischen Künstlers sehen wir hier: es heißt: Harlekins Maskerade.
Nun ist eine Maskerade, mitten im Fastnachtstreiben, eigentlich eine lustige Sache, ein fröhliches Spiel. Doch hier sehen wir etwas anderes. Irgendwo auf einem Trottoir, vor der Fensterscheibe eines Geschäftes, steht der große Harlekin und dicht bei ihm ein kleiner.
Der Kittel des Großen zeigt vor allem ein schmutziges Gelb, mit schwarzen Strichen – das sind die traditionellen Farben des Harlekins. Der Kleine ist vor allem rot, und hält mit der linken Hand eine Sammelbüchse, mit der rechten gibt er dem Großen das Geld ab. Also ein Kreislauf des Geldes.
Ich vermute, Lurçat zeigt hier einen uralten Mechanismus: der kleine Mann von der Straße muss das bisschen, was er hat, nach oben hin abgeben – an eine anonyme Macht. Der Große ist maskiert – und seine Maske erinnert an ein Raubtier, katzenartig.
Er ist gut getarnt, mit einem harmlosen Korb mit Früchten. Ja, die „da oben“ sind gut getarnt – keiner weiß so genau, wer das wirklich ist. Das alte Lied: die Kleinen kommen nicht hoch, die da oben kriegen immer mehr.
Kinder der Grundschule haben dieses Bild betrachtet und etwas entdeckt, was mir nicht aufgefallen war: Hier ist eine große Spielkarte angedeutet, ein Karo. Die niedrigste Farbe im Kartenspiel; ursprünglich war damit ein Pflasterstein, ein Eckstein gemeint. Das will sagen: alles ist ein Spiel, hier wird Fastnacht nur gespielt. Hier wird dem Kleinen übel mitgespielt, so ist das Spiel des Lebens.

Ich sehe das Bild von Lurçat als eine bittere Anklage – und eine große Warnung:
Lass dich von niemand lenken, fall nicht auf die rein, die nur abhängig machen. Entlarve sie, wie hier der Maler.
Und genieße die Fastnacht als eine unschuldige, eine fröhliche Maskerade. Da darf jeder sich verkleiden, eine andere Rolle spielen. Die Zeiten sind hart und oft bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Da tut es gut, wenn ein paar heitere Tage für Entspannung sorgen. Phantasievoll, als ein Riesenspaß – und völlig ungefährlich.

© Matthias Marx

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