Die Tapisserie ist vor allem eine
architektonische Angelegenheit...
Sie ist ein Gegenstand, dem Wesen nach
Gewebe, dessen Aufgabe es ist, ein Stück Mauer eines Bauwerks zu
bekleiden, dem zweifellos ohne diesen Schmuck ein - ich weiß nicht was
- an Substanz, an Leidenschaft gefehlt hätte: an Anmut, um genau zu
sein.
Der Gesang übermittelt den Menschen solche Anmut. Alle Poesie ist
in Wahrheit ein Gesang, und jeder Mensch, der ein Gedicht macht, singt
es auch, und wenn er die richtige Stimme hat, werden die Zuhörer außer
sich geraten, werden sie überzeugt sein. Denn zu überzeugen ist das
Wichtigste; das Gedicht ist sichtbar gewordene Tat. Die Tapisserie ist
Gesang. Sie singt, was unsere Blondinen verführt, was unsere Blondinen
seit jeher verführt hat, das heißt, von dem sie annehmen (zu unserem
Unglück oder Glück), dass es stets auf sie bezogen sei: (...) das, was
für uns die Welt bedeutet und für sie (in ihrer Hoffart) einer der
vielen Facetten ihrer unbesiegten und unbesiegbaren Anmut.
Jean Lurçat